Stellungnahme zum neuen Curriculum Bachelor UF Digitale Grundbildung und Informatik

In diesem neuen Teilcurriculum werden im Großen und Ganzen zwei verschiedene Schulfächer mit zwar verwandten, aber dennoch verschiedenen Inhalten zu einem Studium zusammengefasst: Das Schulfach „Informatik“ sowie das Schulfach „Digitale Grundbildung“. Damit einhergehend wurden viele klassische Informatik-Inhalte aus dem Curriculum gestrichen oder gekürzt, während der Anteil an Medienbildung und medienzentrierten Inhalten stark zugenommen hat.

Es steht außer Frage, dass Medienbildung in der heutigen Zeit wichtiger denn je ist. Diese Inhalte müssen daher zweifelsfrei angehenden Lehrer:innen vermittelt werden. Für uns stellt sich allerdings die Frage, ob diese Zusammenlegung der Unterrichtsfächer in ein einzelnes Studium wirklich die beste Lösung ist. Medienbildung ist doch ein Thema, das nicht ausschließlich auf die Informatik beschränkt sein sollte, sondern vielmehr Teil der grundlegenden Ausbildung aller angehenden Lehrer:innen sein sollte – zumindest in einem erheblichen Umfang.

Die Kürzungen der klassischen Informatikinhalte sehen wir kritisch. Zwar werden einige der gestrichenen Inhalte tatsächlich nicht unmittelbar für den Unterricht benötigt; es besteht jedoch die Gefahr, dass zukünftige Lehramtsstudierende nur mehr genau das lernen, was sie voraussichtlich in der Schule brauchen werden und dass ihnen darüber hinausgehendes Wissen fehlt. Wir sind der Meinung, dass Lehrer:innen über ein fundiertes Fachwissen verfügen sollten, das über den reinen Schulstoff hinausgeht, um Fragen von interessierten Schüler:innen beantworten zu können und ihr Interesse zu wecken.

Weiters steht derzeit im Raum, durch das neu geschaffene Unterrichtsfach Digitale Grundbildung den Informatikunterricht in der Oberstufe inhaltlich neu zu orientieren. Dabei soll vermehrt Programmierung gelehrt werden. Unter diesen Umständen sehen wir die Reduktion der programmierlastigen Lehrveranstaltungen als besonders kritisch an.

Leider werden durch den Wegfall des Wahlpflichtmoduls die Wahlmöglichkeiten eingeschränkt. Unserer Ansicht nach sollten Studierende sich möglichst frei entsprechend ihren Interessen bilden können. Natürlich ist ein gewisses Grundwissen, insbesondere im Lehramt, erforderlich. Dennoch bedauern wir jede weitere Beschränkung der Wahlfreiheit zutiefst.

Ein möglicher Nachteil ist auch, dass mit der neuen Curriculums-Version die Schnittmengen zwischen klassischem Informatik-Bachelor und Lehramts-Bachelor verringert wurden, was vermutlich zu weniger Austausch zwischen den Studierenden dieser Studien führen wird. Andererseits ist diese Trennung in anderen Studien (z.B. Bachelor Mathematik und Bachelor UF Mathematik) bereits umgesetzt, d.h. DGI ist hier kein Einzelfall.

Im Curriculum sind leider einige „Veraussetzungsketten" zu finden. Während manche Modulvoraussetzungen durchaus sinnvoll erscheinen (z.B. dass Praktische Informatik das Programmierungs-Modul voraussetzt), sind andere fachlich kaum nachvollziehbar. Diese Voraussetzungeketten führen dazu, dass viele Module nicht mehr ohne weiteres getauscht werden können und man an die vorgegebene Reihenfolge gebunden ist – was prinzipiell schon zu kritisieren ist. Bei Lehramt, wo zwei Fächer (bzw. mindestens drei Teilcurricula) parallel studiert werden, ist dieser Umstand aber noch problematischer und kann sehr schnell zu Studienzeitverzögerungen führen.

Der große Anteil an Medienbildung und medienzentrierten Inhalten wird eine völlig neue Gruppe von DIGI-INF-Lehrer:innen an die Uni bringen. Das bedeutet jedoch auch, dass diejenigen, die sich für ein klassisches Informatik-Lehramts-Studium interessieren, möglicherweise nun eher enttäuscht sein werden.

Die Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe war nicht immer einfach. Viele Leute aus verschiedenen Bereichen haben naturgemäß unterschiedliche Vorstellungen davon, wie ein gelungenes Curriculum aussieht. Wir freuen uns aber, dass letztendlich ein für alle Seiten akzeptabler Kompromiss für den Bachelor herausgekommen ist. Gleichzeitig wurde die richtige Entscheidung getroffen, die Einführung des neuen Masters zu verschieben, um genügend Zeit für Diskussionen zu haben.

 

Diese Stellungnahme erschien erstmals am 25. Juli 2023 als E-Mail-Aussendung an die Studierenden. Eine Übersicht über die Änderungen finden Sie hier.

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