Stellungnahme der Studienvertretung Informatik zu den neuen Curricula

Liebe Studierende,

einige von euch werden es vermutlich bereits mitbekommen haben: Im Wintersemester 2022 steht wieder eine Änderung der Curricula an. Mit unserer Aussendung vom 31. Mai 2022 sowie hier auf unserer Webseite informieren wir euch über die anstehenden Änderungen. Bitte bedenkt jedoch: Rechtsgültig ist immer nur der im Mitteilungsblatt der Universität Wien veröffentlichte (deutschsprachige) Text!

Kurze Übersicht

Die Änderungen der Curricula sind in eigenen Artikeln zusammengefasst. Eine eine kurze Übersicht mit Links:

  • Die Änderungen im haben eine neue Version des Curriculums zur Folge. Das bedeutet, dass diese angekündigten Änderungen vorerst einmal nur die Studienanfänger:innen, die mit Wintersemester 2022 das jeweilige Studium beginnen, betreffen. Studierende in „alten“ (dh. derzeit aktuellen) Curricula können, sofern sie nicht mehr länger als die Regelstudienzeit (ehemals „Mindeststudienzeit“) bis zum Abschluss brauchen, ihr Studium noch im alten Plan abschließen (das genaue Datum für den spätestmöglichen Abschluss steht im jeweiligen Curriculums-PDF). Ein freiwilliger früherer Umstieg ist allerdings ab Oktober möglich.
    • Bachelorstudium Informatik (033 521)
    • Masterstudium Informatik (066 921)
    • Masterstudium Medieninformatik (066 935)
  • Bei den Änderungen im
    • Bachelorstudium Wirtschaftsinformatik (033 526)
    • Bachelor UF Informatik („Bachelor Lehramt Informatik“)
    • Master UF Informatik („Master Lehramt Informatik“)
    • Masterstudium Bioinformatik (066 875)
    • Masterstudium Wirtschaftsinformatik (066 926)
    allerdings handelt es sich um „Änderungen“ eines bestehenden Curriculums, formal gesehen aber nicht um ein neues. Das hat zur Folge, dass die Änderungen automatisch in Kraft treten und für alle zum Studium zugelassenen Studierenden ab 1. Oktober 2022 gelten.

Was euch bei einem Blick in die Curricula und Semesterpläne vermutlich an mehreren Stellen auffallen wird, ist, dass keine konkreten Lehrveranstaltungen mehr im Curriculum stehen. Stattdessen finden sich dort zum Teil nur mehr die Modul-, Cluster- beziehungsweise Kernfachkombinationsnamen (diese 3 Begriffe sind beinahe synonym, nur wird in verschiedenen Curricula ein jeweils anderer Begriff verwendet) mit Beschreibungen der Inhalte und dem Zusatz „Die in XXX wählbaren Lehrveranstaltungen werden im Vorlesungsverzeichnis bekannt gegeben.“ Uns ist klar, dass dadurch der Curriculumstext vielleicht etwas weniger Anhaltspunkte bietet. Jedoch gibt es klare, große Vorteile durch diese neue Regelung:

  • Bisher waren die Lehrveranstaltungen pro Modul fix im Curriculum geregelt. Die Wahlmodulgruppen bestanden aus mehreren Modulen, deren Lehrveranstaltungen auch fix vorgegeben waren.
    Dieses Setting hat es extrem erschwert, neue Lehrveranstaltungen zu schaffen. Die einzige Möglichkeit, das zu tun, waren die „Advanced Topics“. Ebenso waren Anrechnungen von Lehrveranstaltungen nur möglich, wenn die Modulziele exakt erfüllt wurden.
  • Durch die neue Regelung können je nach Interessen der Studierenden oder Forschungsinteressen der Lehrenden jederzeit neue Lehrveranstaltungen geschaffen werden. Möchte Prof. R. beispielsweise in Semester Y eine Lehrveranstaltung zum Thema „Quantum Computing“ anbieten, so kann er oder sie das zukünftig auch im Rahmen des Curriculums tun! (Die Lehrveranstaltungen müssen natürlich trotzdem vom Studienprogrammleiter in die Listen aufgenommen werden; es ist aber nun keine Änderung des Curriculums mehr notwendig, um neue LVen zu schaffen.)
    Des Weiteren wird es dadurch unter bestimmten Umständen möglich, einzelne Lehrveranstaltungen z.B. an der TU Wien oder an anderen Unis mitzubelegen, die für das Studium zählen, auch wenn das ein relativ großer Aufwand ist.

Stellungnahme der Studienvertretung Informatik

Eine Universität sollte unserer Meinung nach ein Ort sein, an dem Wissen – insbesondere zu aktueller Forschung – an Studierende vermittelt wird und in „forschungsgeleiteter Lehre“ auf aktuelle Forschungsthemen eingegangen wird. Studierende sollten sich weitgehend gemäß ihrer Interessen bilden können. Primäres Ziel einer Universität ist es dagegen nicht, eine „Berufsausbildung“ zu sein!

Deshalb ist es für uns unverständlich, warum insbesondere unser altes Curriculum so unglaublich unflexibel ist, müssen doch zum Beispiel im Bachelor aktuell noch mindestens 5 von 8 Gatekeepern absolviert werden. Immerhin ist es uns gelungen, dies zumindest für den Bachelor abzuschwächen (es müssen hier nur mehr 2 verschiedene Cluster gewählt werden und man kann ein Erweiterungscurriculum wählen oder Lehrveranstaltungen einer Erweiterungsliste absolvieren). Im Master bleibt die alte Gatekeeper-Regelung aber leider weiter bestehen (es müssen Lehrveranstaltungen aus mindestens 6 Clustern gewählt werden).

Jedenfalls war eines unserer großen Ziele, das Studium flexibler zu gestalten – d.h., euch mehr Auswahlmöglichkeiten zu verschaffen. Wollt ihr mehr in die Breite gehen, sollte euch das möglich sein, wollt ihr euch vertiefen, sollte das ebenso möglich sein. Warum uns das in den Bachelorstudien gut gelungen ist, im Master jedoch nicht, erzählen wir euch hier:

Die Curriculare Arbeitsgruppe (für die Curricula außer Lehramt, denn dafür gab es eine eigene C-AG) wurde im Februar 2021 eingesetzt. Wie bereits beschrieben, besteht sie aus 4 Professor:innen, 4 Mitgliedern aus dem Mittelbau sowie 4 Studierenden. Wir als eure Vertretung sind mit vielen Änderungsideen und Wünschen in die Arbeitsgruppe hineingegangen.

Während einige Mitglieder dieser Arbeitsgruppe grundsätzlich offen für unsere Anliegen sind, gibt es leider auch ein paar wenige, die der Meinung sind, dass das alte Curriculum perfekt gewesen sei und man hier nichts ändern brauche, weil jede Änderung eine Verschlechterung wäre. Unser derzeitiges Studium orientiere sich perfekt an den ACM-Curriculumempfehlungen.

Mehr Freiheiten im Studium könne man außerdem aus Angst vor Qualitätsverlust nicht zustimmen. Leider gehen manche Lehrende davon aus, Studierende würden sich immer den einfachsten Weg suchen und dabei reisefreudig einzelne Lehrveranstaltungen auf qualitativ schlechten Unis in fernen Ländern absolvieren wollen. Abgesehen davon, dass auch an unserer Fakultät nicht alle Lehrveranstaltungen Elitecharakter haben, gehen wir davon aus, dass das Gros der Studierenden starkes Interesse an ihrem Fachgebiet hat und sich bei mehr Freiheiten auch für mehr Qualität entscheidet.

Mitunter gingen die Diskussionen auch am Kern der Sache vorbei und drehten sich um einzelne Begrifflichkeiten, wie beispielsweise ob der Cluster nicht besser Fachgebiet oder Fachbereich hieße.

Als Hemmschuh für unseren Reformwillen erwies sich darüber hinaus die ausgeprägte „Konsensorientiertheit” vieler Mitglieder der Arbeitsgruppe. Für einen Änderungsbeschluss braucht es rein theoretisch nur eine einfache Mehrheit (6/12 Stimmen, sofern alle anwesend sind). In der Praxis aber, stimmten oft alle Lehrenden gegen einen Vorschlag, wenn auch nur einzelne nicht überzeugt waren.

Dementsprechend langwierig waren die Diskussionen und dementsprechend langsam haben wir uns auf Kompromisse geeinigt. Die Arbeitsgruppe wurde am 17. Februar 2021 eingesetzt und wir haben mehr als ein Jahr lang ausschließlich über die Bachelorstudien diskutiert!

Dieser Aufwand hat sich gelohnt. Wir konnten einiges für euch umsetzen, wie beispielsweise

  • mehr Wahlmöglichkeiten dank Erweiterungslisten, sowie erleichterte Anrechenbarkeit von Leistungen anderer Fakultäten oder Universitäten durch Streichung der expliziten Listung der Lehrveranstaltungen.
  • die Möglichkeit, ein Erweiterungscurriculum zu absolvieren.
  • bei „Informatik Allgemein“: Mehr Möglichkeiten zur Vertiefung, weil nur mehr 2 Gatekeeper gemacht werden müssen (statt bisher 5).

Die Freiheiten für das Bachelorstudium konnten wir leider für den Master nicht durchsetzen. Dabei wären sie hier noch wichtiger, weil doch gerade das Masterstudium Raum geben sollte, spezielle Interessen zu vertiefen.

Der Großteil der Änderungen im Masterstudium sind nun rein formaler Natur. Sie waren notwendig. Hätte die explizite Listung von Lehrveranstaltungen im Master-Curriculum weiterbestanden, wäre es aufgrund der Vorgabe der „Kostenneutralität“ kaum möglich, neue Lehrveranstaltungen auch für den Bachelor zu schaffen, denn die alten im Curriculum für den Master festgeschriebenen hätten ja weitergeführt werden müssen.

Für nicht formale Änderungen blieb wenig Zeit. Damit sie mit kommendem Wintersemester in Kraft treten können, mussten sie bis spätestens 8. April an die Curricularkommission des Senats geschickt werden. Nur wenige Wochen davor konnten wir endlich die Diskussion über die Bachelorstudien abschließen und mit der Diskussion über die Masterstudien beginnen. Und hier wurden wir bitter enttäuscht:

Anstatt auch hier Studierenden-freundliche Änderungen umzusetzen, wurden die Master-Curricula (mit Ausnahme von „Allgemein“, wo jetzt immerhin 12 ECTS aus einer Erweiterung gewählt werden dürfen) quasi ohne Änderung in das neue Format übertragen. Wir als Studienvertretung haben selbstverständlich alles versucht, um wenigstens einzelne Verbesserungen zu erreichen. Die restlichen Mitglieder haben uns allerdings zu verstehen gegeben, sie würden überhaupt nur in Betracht ziehen, zuzustimmen, wenn alle betroffenen Lehrenden – sogar nicht in der Arbeitsgruppe vertretene – mit der jeweiligen Änderung einverstanden sind. Also haben wir in Windeseile innerhalb von rund 2 Wochen versucht, Termine bei allen Betroffenen zu bekommen. Manche von ihnen waren offen für unsere Argumente, andere eher desinteressiert … jedenfalls konnten wir nicht erreichen, was wir wollten.

Kein Wunder also, dass wir enttäuscht sind. Nichtsdestotrotz werden wir weiterhin dran bleiben, und wir hoffen, dass wir für das nächste Jahr doch noch einige Änderungen im Master durchsetzen können.

Eure Studienvertretung Informatik

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